Abertausende mutiger Seefahrer machten sich in der Vergangenheit auf, Ozeane zu überqueren. Und immer wenn sie die Küste hinter sich ließen, umfing sie ein banges Gefühl der Einsamkeit. Es gab keine Nachrichtenverbindung zum Land - was blieb, war die Hoffnung auf eine glückhafte Reise und eine Wiederkehr nach langem Schweigen.
Der Wunsch mit einem Schiff in den unendlichen Weiten der Meere in Verbindung zu bleiben oder sich mit anderen Schiffen über größere Entfernungen zu verständigen, beherrschte die Seefahrer und die an Land Gebliebenen gleichermaßen. Während im Schiffbau eine stetige Entwicklung stattfand, blieben die Kommunikationsmittel und -verfahren in der Seefahrt auf einem fast mittelalterlichen Stand und beschränkten sich auf Flaggen-, Böller- oder Lichtsignale, die nur auf kurze Distanzen wirkten. Erst mit dem Einsatz der drahtlosen Telegraphie auf See gelang es endlich, eine internationale Ordnung zu schaffen. Die Fortentwicklung der Funktechnik, die vorrangig in den Dienst der Sicherheit des menschlichen Lebens auf See gestellt wurde, führte zu dem weltweit größten Seenotfunksystem auf der Frequenz 500kHz, das erst 1999 durch das satellitengestützte GMDSS endgültig ersetzt wurde.
Zur Geschichte der Kommunikation auf See
Das Ende der Einsamkeit
Autor und ehem. Teammitglied von Norddeich Radio: Detlef Hechtel
Verlag CONVENT Hamburg ISBN 978-3-934613-90-4
Weitere Veröffentlichungen des Autors:
Seeweg Nordatlantik Die Lebensader zweier Kontinente
OCEANUM Verlag ISBN 978-3-86927-433-1
Signale der Seefahrt Der lange Weg zum internationalen Flaggencode
OCEANUM Verlag ISBN 978-3-86927-423-2
Historie der Küstenfunkstelle Norddeich Radio
Im Neunzehnten Jahrhundert führten einige Entdeckungen zur Möglichkeit der "drahtlosen Telegrafie". Dies ermöglichte schliesslich auch die Kommunikation mit Schiffen auf See.
Samuel F. B. Morse baute 1833 den ersten elektromagnetischen Schreibtelegrafen. Sein Mitarbeiter Alfred Lewis Vail entwickelte ab 1838 den ersten "Morse-Code", der im Jahre 1848 durch Friedrich Clemens Gerke noch einmal verbessert wurde. Der Morse-Code wurde ständig angepasst, so dass heutzutage sogar das at-zeichen (@) übermittelt werden kann.
1888
Heinrich Hertz gelingt ein Experiment zur Übertragung elektromagnetischer Wellen. (Die Bezeichnung Hertz(Hz) gilt auch heute noch als Maßeinheit für die Frequenzangabe.
1890
Eduard Branly gelingt es, elektromagnetische Wellen in elektrische Impulse umzuwandeln (Empfänger).
1895
Alexander S. Popow gelingen Versuche zum Empfang elektrischer Schwingungen auf Entfernungen (Antenne).
1897
Der Italiener Guglielmo Marconi macht Versuche mit der drahtlosen Telegrafie vor der englischen Kanalküste. Die beiden deutschen Elektrotechniker Adolf Slaby und sein Assistent Georg Graf von Arco nehmen ebenfalls daran teil.
Adolf Slaby und sein Assistent Georg Graf von Arco (AEG) sowie Ferdinand Braun (Siemens & Halske) treiben die drahtlose Telegrafie in Deutschland voran.
1899
Guglielmo Marconi gelingt erste drahtlose Verbindung über den Ärmelkanal.
1900
Am 15. Mai 1900 geht die Küstenfunkstelle Borkum in Betrieb.
Auf Initiative des Norddeutschen Lloyd werden der elektrische Leuchtturm auf Borkum und das Feuerschiff Borkumriff mit einer Marconi-Anlage zur drahtlosen Telegrafie ausgestattet. Borkumriff meldet drahtlos die ankommenden Lloyd-Schiffe. Diese Information wird von Borkum aus per Draht nach Bremerhaven weitertelegrafiert.
1901
Guglielmo Marconi gelingt erste Übertragung eines Signals (Buchstabe S des Morse-Alphabets) über den Atlantik.
1903
Der Funkspruch einer Slaby-Station wird von einer Marconi-Station abgelehnt, weil der Konzessionsvertrag es verbietet. Siemens & Halske sowie AEG gründen daraufhin als Gemeinschaftsunternehmen die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System (Telefunken).
1905
Auf 13 deutschen Handelsschiffen sind bereits Telefunken-Anlagen in Betrieb. Die Marconi-Station auf Borkum lehnt es aber weiterhin ab, Funkverkehr mit Telefunken-Anlagen abzuwickeln.
Ein Text des deutschen Kaisers "Wilhelm II", von Bord des HAPAG-Dampfers "Hamburg", wird ebenfalls, wegen der Telefunken-Anlage, abgelehnt. Das führt zur Anweisung des Kaisers an das Reichspostamt, sofort deutsche Küstenfunkstellen zu errichten.
1905
Am 15. August 1905 kauft das Postamt Norden im Auftrag des Reichspostamts ein Gelände in der Gemeinde Norddeich. Dort wird ein zweigeschossiges Betriebsgebäude errichtet und vier 65 Meter hohe Sendemasten. Telefunken liefert zunächst zwei Sender.
1906
Im April 1906 werden in Norddeich erste Versuchssendungen durchgeführt.
Auf der internationalen Funktelegrafiekonferenz (3. Oktober bis 3. November 1906 in Berlin) schließen 30 Nationen den ersten internationalen Funkvertrag ab.
Eine wichtige Übereinkunft besteht darin, dass Küsten- und Bordstationen verpflichtet werden, Funkverkehr von jeder Funkstation (Marconi oder andere) zuzulassen.
Die Frequenz 500khz wird für den öffentlichen Nachrichtenaustausch festgelegt.
Das internationale Notzeichen "SOS" wird eingeführt.
Als Datum für das Inkrafttreten der Vereinbarungen wird der 1. Juli 1908 festgelegt.
1907
März: Ausbreitungsversuche mit dem Kreuzer "Vineta" verlaufen positiv.
Am 30. April 1907 werden die technischen Einrichtungen der Funkentelegraphenstation Norddeich von der Kaiserlichen Reichspost abgenommen.
Am 1. Mai nimmt die Station den Funkverkehr mit Marineschiffen auf und am
1. Juni 1907 wird der "allgemeine öffentliche Seefunkverkehr" eröffnet.
Das Rufzeichen der Station ist "KND".
Die Küstenfunkstelle Norddeich Radio und alle Mitarbeiter der Station werden für fast ein Jahrhundert der Knotenpunkt für Verbindungen zwischen Menschen an Land und auf See sein.
Die spätere Seenotfrequenz 500khz wird ständig abgehört. Und das mit 5 Mann Besatzung (1 Beamter für die Maschinen und 4 Telegraphenbeamte). Das bedeutete 2 Schichten von jeweils 12 Stunden Dauer! Dazu kam noch, dass das Senden mit den Knallfunkensendern einen ohrenbetäubenden Lärm verursachte, der im Freien noch kilometerweit zu hören war.
1910
Ein eingeschossiger Anbau wird fertiggestellt und von Telefunken ein neu entwickelter Löschfunkensender geliefert. Damit wird die Lautstärkenproblematik ein wenig gelindert.
1911
Die Funkentelegraphenstation Norddeich wird selbständige Telegraphenanstalt.
Ab März erste Aussendung von Zeitsignalen und "Nachrichten für Seefahrer".
Ab November zweimal täglich ein Wetterbericht und Sturmwarnungen sofort nach Eingang.
Ab Dezember folgt die Verbreitung Nautischer Warnnachrichten.
1912
4. Juni - 5. Juli Dritte Internationale Funkkonferenz in London. (Nur Wochen nach dem Untergang der "Titanic" am 15. April.)
Verkehrspflicht: Jede Bordfunkstelle muss mit jeder anderen Bordfunkstelle (und Küstenfunkstelle) verkehren. Egal welches System (Marconi oder anderes) an Bord ist.
Seenotrufe (SOS) sind auf 500khz zu senden.
Seenotpause 3 Minuten nach der 15ten und 45ten Minute jede Stunde.
Das Seenotzeichen lautet SOS (im Morsecode ...---... 3xkurz, 3xlang, 3xkurz). Die Marconi-Station der Titanic hatte auch "CQD" benutzt.
Die Funkentelegraphenstation Norddeich erhält ersten Lorenz Sender. Erste Sprechfunkversuche ergeben eine Reichweite von 30 - 40 km.
1913
Die Funkentelegraphenstation Norddeich führt ab dem 1. Juli 1913 das Rufzeichen "KAV" (bisher "KND"), wie es auf der Dritten Internationalen Funkkonferenz in London beschlossen wurde.
1914
Ende der Londoner "Titanic Schiffssicherheits-Konferenz". Ergebnis: "Internationaler Vertrag zum Schutz des menschlichen Lebens auf See" (International Convention for the Safety of Life at Sea, Abk.: SOLAS)
Am 1. August 1914 beginnt der Erste Weltkrieg.
Am 1. August 1914 übernimmt die Kriegsmarine die Funkstation in Norddeich.
1918
Am 11. November 1918 endet der Erste Weltkrieg
1919
Im März nimmt die Hauptfunkstelle Norddeich den öffentlichen Funkverkehr wieder auf.
1920
Ab Januar Ausstrahlung eines umfangreichen Pressedienstes
1921
Die Hauptfunkstelle Norddeich sendet den Schiffen auf Verlangen Peilzeichen für die Bordpeiler.
Meldungen über die Lage guter Fanggründe für Heringe (Heringstelegramme) werden verbreitet.
Der Wetterbericht wird auch im Sprechfunkverkehr ausgestrahlt.
1922
Im Langwellenbereich Versuche mit "Cap Polonio". Wechselverkehr am Tag bis Eingang der Biscaya, nachts bis Las Palmas. Daraufhin wird der „Öffentlicher Seefunkverkehr für große Entfernungen“ zugelassen.
1923
Der Funkverkehr mit der Handelsschiffahrt wird immer umfangreicher. Die Sender der Hauptfunkstelle Norddeich stören die eigenen Empfänger. Eine Trennung von Sende- und Empfangseinrichtung ist notwendig. Am Stadtrand von Norden, in Westgaste, wird deshalb eine provisorische Empfangsanlage gebaut.
1924
Anfang Februar wird die Empfangsfunkstelle Westgaste in Betrieb genommen.
1925
Ab. 1. Januar wird der Dienst "Seefunkgespräche" eingeführt. Die Empfangsfunkstelle Westgaste ist in der Lage, solche Gespräche auch in das öffentliche Fernsprechnetz zu vermitteln.
Bei der "Sendefunkstelle Norddeich" werden vier 150m hohe Antennen gebaut. Drei davon stürzen in einem Sturm am 25.11. um.
1926
Die Hauptfunkstelle Norddeich erhält die ersten Kurzwellensender und -empfänger.
1927
Weltfunkkonferenz in Washington (4. Oktober bis 25. November 1927). Der Hauptfunkstelle Norddeich wird das neue Rufzeichen "DAN" zugeteilt (vorher "KAV"). Die Bestimmungen treten am 1. Januar 1929 in Kraft.
1928
Lt. Amtsblattverfügung 29/1928 der Reichspost steht bei Funktelegrammen nach See in der Anschrift (an letzter Stelle) die Bezeichnung "Norddeichradio".
Das Luftschiff "Graf Zeppelin" und später die "Hindenburg" beginnen den Funkverkehr mit Norddeichradio auf Kurzwelle.
1929
1.Januar: Die Bestimmungen der Weltfunkkonferenz in Washington treten in Kraft.
April/Mai: Zweite Schiffssicherheitskonferenz (auch zweite Titanic-Konferenz genannt) in London. Die verabschiedete "Internationale Konvention zur Sicherung des Lebens auf See" (International Convention for the Safety of Life at Sea (SOLAS) ersetzt die vom 20. Januar 1914, die wegen des Kriegsausbruches nicht ratifiziert werden konnte.
Nach Inkrafttreten der Bestimmungen der Weltfunkkonferenz in Washington hat Norddeichradio ab 1. Januar 1929 das Rufzeichen "DAN".
Die Empfangsfunkstelle Westgaste erweist sich als zu nahe an der Stadt Norden gelegen. Die um sich greifende Industrialisierung, mit den immer zahlreicher eingesetzten Elektromotoren und die immer stärker in die Haushalte kommenden Elektrogeräte - damals noch nicht "funkentstört" - verursachen einen chaotischen "Störnebel". Die Empfangsstation muss verlegt werden.
1930
Für die neue Empfangsfunkstelle kauft die Reichspost ein Grundstück in Utlandshörn. Am 1. August 1930 wird mit der Errichtung eines neuen Empfangshauses und der zugehörigen Antennenmasten begonnen.
Am 8. Dezember 1930 wird der Empfangsbetrieb aus Westgaste in das neue Empfangsgebäude in Utlandshörn überführt.
Das Flugboot DO-X hat eine DEBEG-Funkstation an Bord und kann Telegramme über Norddeichradio absetzen.
1932
Offizielle Einführung der Funktelephonie bei der Hauptfunkstelle Norddeich. Es nehmen folgende Schiffe teil: Albert Ballin/DHAO, Bremen/DOAH, Columbus/QLVG (später DOBX), Deutschland/DJNB, Europa/DOAI, Hamburg/DHJZ, New York/DJNY, Cap Arcona/DHDL und Cap Polonio/DDCT.
Erste Versuche auf Grenzwelle.
"Telephonie-Rufzeichen" von Norddeichradio: "DAF".
1933
Starker Rückgang des Verkehrsumfangs wegen der schlechten Wirtschaftslage.
1934
Norddeichradio wird verwaltungsmäßig dem Telegrafenamt Emden unterstellt.
1935
Norddeichradio ist an das Fernschreibvermittlungsamt Hamburg angeschlossen. Seefunktelegramme können so schneller bei der Küstenfunkstelle bzw. beim Empfänger sein.
1936
Die Seenot-Frequenz 500khz wird bei Norddeichradio ständig abgehört.
1937
Die Zuordnung von Norddeichradio zum Telegrafenamt Emden wird aufgehoben.
1938
Hafenkonzert des Reichssenders Hamburg mit Funktelefongesprächen über Norddeichradio und Fahrgastschiffen auf dem Atlantik.
Starker Funkverkehr mit den Walfangschiffen in der Antarktis über Kurzwelle.
1939
Nachdem die deutschen Truppen im März in die Tschechoslowakei einrückten, musste Norddeich Radio die erste „Weitergabenachricht an alle“ (Schlüsselgruppe QWA) zur Unterrichtung der deutschen Handelsschiffe über wichtige politische Ereignisse senden.
Im Sommer 1939 wird, 5km nordöstlich von Norden, der Großrundfunksender Osterloog mit einer Leistung von 100kW errichtet. Er ist der Hauptfunkstelle Norddeich unterstellt. Durch eine Richtantennenanlage ist die Leistung in Richtung Mittelengland um das Dreifache erhöht.
Ab dem 5. Oktober beginnt der Sender seine aus Berlin stammenden fremdsprachlichen Sendungen.
Mitte August wurden zwei Fernsprechleitungen zwischen Norddeich und dem Oberkommando der Marine (OKM) geschaltet.
In der Nacht vom 24. zum 25. August verbreitet Norddeich Radio in kurzen Abständen zwei QWA-Nachrichten; weitere folgten bis zum Tage des Kriegsbeginns mit England am 3. September 1939.
Nachdem die ersten QWA-Telegramme ausgesandt worden waren, setzte der Kurzwellenverkehr mit deutschen Schiffen sofort aus. Diese antworteten auch nicht mehr, wenn sie in den Sammelanrufen, für die bei Norddeich Radio immer noch eingehenden Telegramme gerufen wurden.
Norddeich Radio ist während des Krieges weiterhin in der Lage, die für die Sicherung der Schifffahrt wichtigen Seefunkdienste ohne Einschränkung weiterzuführen und zusätzlich noch Aufgaben im Rahmen der Seekriegsführung zu übernehmen.
Sofort nach Kriegsausbruch wurde bei der Empfangsstelle in Utlandshörn ein Marine-Kommando „Marine-Nachrichten-Offizier-Norddeich (MNO) aufgestellt. Offiziere und Mannschaften wurden in zwei eigens dafür errichtete Baracken auf dem Gelände der Empfangsstelle untergebracht. Das Personal von Utlandshörn und Norddeich wurde durch den MNO für die Dienste des Oberkommandos der Kriegsmarine (OKM) verpflichtet.
Für Norddeich und Utlandshörn sind Ausweich-Funkstellen vorgesehen, falls sie durch Feindeinwirkung ausfallen sollten. Eine Empfangsfunkstelle in Muiderberg aan Zee bei Amsterdam, die während des Krieges ständig von Beamten aus Norddeich besetzt waren, sollte Utlandshörn und eine Sendestelle in Kootwijk (Holland) sollte Norddeich ersetzen.
Zum Schutz gegen Fliegerangriffe haben bei den Funkstellen Flakbatterien Stellung bezogen.
1942
Der äußerst schneereiche und kalte Winter 1941/42 machte auch dem Personal der Hauptfunkstelle schwer zu schaffen. Die Straße zwischen Norden und Utlandshörn war durch Schneeverwehungen bis zu 1,5 m Höhe unbefahrbar geworden. Die Ablösung der Wachen wurde immer schwieriger. Die Beamten brauchten für den Fußmarsch über die 8 km lange Strecke drei Stunden und mehr. So wurde die tägliche Ablösung eingestellt, die Beamten wurden aus der Küche des MNO verpflegt und versuchten, die knapper werdenden Rationen dadurch aufzubessern, dass sie von den benachbarten Bauernhöfen Milch holten. Mehrmals versuchte man, mit Hilfe der Einwohner von Westermarsch und der am Deich liegenden militärischen Einheiten die Straße wieder freizuschaufeln, aber es genügte bei den steifen Ostwinden eine Nacht, um sie wieder zuzuwehen. Nach etwa acht Tagen hatte man einen Pferdeschlitten besorgt, der die Beamten wenigstens alle 48 Stunden zur Ablösung fuhr.
1944
Als Ende 1944 die Front näher rückte, wurden vom MNO umfangreiche Vorkehrungen für den Schutz der Hauptfunkstelle getroffen. Um alle Stationen wurden doppelte Flandern-Zäune gezogen.
Maschinengewehrstellungen wurden ausgebaut und Laufgräben sowie Ein-Mann-Löcher ausgehoben. Für den Ernstfall lag die Anweisung vor, die Stationen durch Sprengung zu vernichten. Selbst wichtige Teile ziviler Objekte sollten unbrauchbar gemacht werden, damit sie dem Gegner nicht in die Hände fallen konnten.
1945
Anfang April 1945 wurden bei jeder der drei Funkstellen etwa 1000 kg Sprengstoff eingelagert. Er bildete in den Letzten Wochen vor Kriegsende wegen der lebhaften Tätigkeit der Tiefflieger eine ständige Gefahr für die Hauptfunkstelle. Auf Drängen der Betriebsleitung ließ der MNO den Sprengstoff etwa 14 Tage vor Kriegsende in ein Lager in der Nähe von Norden schaffen, wo er später durch Unvorsichtigkeit einiger Soldaten explodierte und in der Stadt großen Glasschaden anrichtete.
Als der Krieg zu Ende ging, stand die Front etwa 30 km südwestlich von Norddeich. Kurz vorher waren wichtige Ersatzteile von Sendern, Schaltskizzen, Netzersatzanlagen sowie sämtliche Reserve-Empfänger und anderes Material zum Postamt Sulingen bei Bremen ausgelagert worden; dort fielen sie dem Gegner in die Hand. Norddeich Radio mit seinen drei Funkstellen war bis zuletzt jedoch voll einsatzfähig.
Am 6. Mai 1945 rückten britische Truppen in die Kreisstadt Norden ein und besetzten gleichzeitig die Sendefunkstelle Norddeich und den Rundfunksender Osterloog. Von der Empfangsstelle in Utlandshörn mit der Kommandostelle des MNO hatten die Engländer zunächst keine Kenntnis. Utlandshörn unterhielt mit den beiden anderen Funkstellen trotz der Besetzung ununterbrochene Telefonverbindung. Erst am 12. Mai wurde auch die Empfangsstelle besetzt. Den letzten Befehl einer deutschen militärischen Stelle erhielt Norddeich am 8. Mai 1945. Der deutsche Befehlshaber übermittelte der Hauptfunkstelle eine Anweisung der britischen Navy, wonach Norddeich einen Funkspruch an alle in See befindlichen deutschen Kriegs- und Handelsschiffe senden und ihre Rückführung in deutsche und englische Häfen lenken sollte.
Der Befehl konnte nicht mehr ausgeführt werden, weil am Tage zuvor ein britischer Major in der Sendestelle den Netzschalter geöffnet und das Wiedereinschalten bei Todesstrafe verboten hatte.
Über eine Wiederaufnahme des Funkverkehrs war von keiner Stelle etwas zu erfahren. Stattdessen tauchten Ende Juni Gerüchte auf, dass die Empfangsstelle Utlandshörn und die Sendestelle Norddeich gesprengt werden sollten. Anfang Juli erschienen Air-Force-Offiziere in Norddeich, um Sender bzw. Senderteile abzumontieren. In der Woche darauf sollten die beiden Funkstellen gesprengt werden. Am 12. Juli fragte die Oberpostdirektion Bremen wegen einer anderwärtigen Verwendungsmöglichkeit des Personals in Norddeich an und bestätigte, dass mit einer Wiederaufnahme des Betriebes nicht mehr gerechnet würde. Am 15. Juli ging ein Fernschreiben der Oberpostdirektion ein, wonach zum 16. Juli die eine Hälfte des Personals zum Bauamt Bremen, die andere Hälfte zum Bauamt Oldenburg abgeordnet werden sollte.
Eine Stunde später traf ein britischer Oberst in Norddeich ein, der erklärte, dass die Funkstelle nicht gesprengt, sondern umgehend wieder in Betrieb genommen werden solle. Das gesamte Personal wurde zur Sendestelle beordert, um aufzuräumen und instand zu setzen.
Nach etwa acht Tagen meldete Norddeich dem Direktor der Radio Section bei der P & T Branch, Control Commission for Germany, mit dem Sitz in Lübbecke (Westfalen), dass der Sender Nr. 1 und vier weitere Kurzwellensender betriebsfertig sein. Am Tage darauf übernahm ein britischer Leutnant als British-Officer Commanding (BOC) die Leitung der Hauptfunkstelle und richtete sein Büro in der Empfangsstelle in Utlandshörn ein. In den nächsten Monaten wurde an der Instandsetzung der Sender gearbeitet, die gute Fortschritte machte. Allerdings konnte Norddeich zunächst seine früheren Aufgaben im Seefunkdienst noch nicht wieder übernehmen.
Im Laufe des Monats August 1945 trafen vier fahrbare 5-kW-Kurzwellensender der ehemaligen deutschen Kriegsmarine und Anfang September ein fahrbarer Rundfunk-Langwellensender von 20 kW in Norddeich ein. Der Direktor der Radio Section ordnete den Ausbau des alten Langwellensenders Nr. 1 an, der in den langen Jahren seiner Tätigkeit allen Schiffen auf See unter dem Beinamen „Anna“ so gut bekanntgeworden war. An seiner Stelle wurde der fahrbare Sender stationär eingebaut und mit ihm am 5. Oktober der Hellschreiberdienst des „German News Service“ auf der Frequenz 125 kHz aufgenommen.
Auch die vier Kurzwellensender wurden ausgebaut. Ende September 1945 wurden die Sender Nr. 3 (2190 kHz), Nr. 8 (500 kHz), Nr. 10 (3015 kHz) und Nr. 11 (7050 kHz) nach Elbe-Weser-Radio (Cuxhaven) durchgeschaltet und von dort getastet.
Ende Oktober 1945 waren von den früheren elf Sendern der Hauptfunkstelle schon sieben wieder in Betrieb genommen worden.
Die Empfangsstelle in Utlandshörn wurde für die Beobachtung der Mittelwellen und englischer Amateursendungen eingesetzt. Nach wie vor wurde die Seenotwelle beobachtet.
Das technische Personal der I. FBU wurde im Laufe der Monate Oktober und November 1945 nach Hamburg zurückgezogen, und das deutsche Personal arbeitete, unter der Leitung des BOC, wieder unter eigener Verantwortung. Die britische Dienststelle wurde im Mai 1946 zurückgezogen. Von diesem Zeitpunkt an lag die Leitung der drei Funkstellen von Norddeich wieder in deutscher Hand.
In Osterloog verlief die Entwicklung etwas anders als in Norddeich. Osterloog hatte ab 1944 unter dem Namen „Rundfunksender Bremen“ auf der Frequenz 658 kHz Auslandspropaganda ausgestrahlt, nachdem durch die Kriegsereignisse die Rundfunksender in Holland, Belgien und Nordfrankreich für die Propagandazwecke der deutschen Regierung ausgefallen waren. Die Besprechung des Senders Osterloog erfolgte vom Funkhaus Berlin. Da jedoch die Modulierungsleitungen Ende 1944 durch die häufigen Bombardierungen von Berlin, Bremen und Emden für längere Zeit unterbrochen waren, wurde im Winter 1944 ein provisorisches Studio im Verstärkeramt Apen an der Eisenbahnstrecke Leer-Oldenburg eingerichtet. Doch auch dieses Studio musste etwa drei Wochen vor Kriegsschluss nach Wilhelmshaven weiterverlegt werden, weil die Front heranrückte.
Der Sender Osterloog erhielt am 5. Mai 1945 um 20.15 Uhr von diesem Studio die Anweisung, den Betrieb einzustellen. Am nächsten Tage wurde die Station von britischen Truppen in Stärke von 120 Mann unter Führung eines Majors besetzt. Die deutschen Beamten konnten ihre Diensträume weiter ungehindert betreten. Am 15. Mai besichtigte ein Hauptmann der I. Field Broadcasting Unit den Sender, und am 22. Mai traf unter Führung eines Leutnants ein Vorkommando der I. FBU in Osterloog ein, um den Sender als britischen Soldatensender unter dem Rufzeichen „BLAI“ (British Liberation Army I) in Betrieb zu nehmen. Die britische Wache wurde auf 25 Mann verringert. Am 2. Juni folgte die Einheit mit einem fahrbaren Studio und nahm am 5. Juni 1945 den Betrieb auf der alten Frequenz 658 kHz auf. Die Stromversorgung war durch die Weser-Ems-A.G. sichergestellt. Genau einen Monat hatte der Sender Osterloog geschwiegen.
Bald darauf rückte das Vorkommando der I. FBU nach Hamburg weiter und richtete sich dort in der Musikhalle Studios ein. Nachdem auch eine Kabelverbindung zwischen Osterloog und Hamburg geschaffen worden war, wurde der Sender von Hamburg aus moduliert. Nur ein kleines Kommando technischen Personals war in Osterloog zurückgeblieben.
Am 29. August 1945 übernahm der britische Leiter Norddeichs (BOC) auch die technische Verantwortung für den Rundfunksender Osterloog, so dass von diesem Zeitpunkt an die Leitung der drei Funkstellen von Norddeich wieder in einer Hand lag.
Noch im Jahre 1945 wurde die Richtfunkanlage in Osterloog bis auf einen Sendermast, einen Reflektor und einen Direktor auf Anordnung der Radio Section abgebaut.
1946
Am 15. September 1946 stellte British Forces Network (BFN) die Sendungen über Osterloog ein. Gleichzeitig übernahm die British Broadcasting Corporation (BBC) in London die Programmgestaltung für Osterloog. Zu diesem Zweck wurde eine Modulations- und eine Dienstleitung von London über Belgien nach Osterloog durchgeschaltet. Um bei Leitungsstörungen keinen Programmausfall zu haben, wurde in Utlandshörn eine Ballempfangs-Funkstelle errichtet und am 4. Oktober 1946 in Betrieb genommen
Ende 1945/Anfang 1946 wurden Peilfunkstellen in einer ehemaligen Marine-Anlage auf Norderney (DBY) in St. Peter-Ording (DBG) und in Neuwerk (DBK) errichtet, welche die zivilen Ortungs- und Navigationsfunkdienste des früheren deutschen Marine-Peilfunknetzes zu übernehmen hatten. Die Peilfunkstelle Norderney wurde der Hauptfunkstelle Norddeich unterstellt; sie war mit einem Inspektor und ehemaligen Marinefunkern besetzt. Die Peilfunkstelle Neuwerk wurde später in die Nähe von Altenwalde (Elbe-Weser Gonio – DAE) verlegt. Die Peilfunkstelle Norderney siedelte am 15. Januar 1950 nach Utlandshörn um, etwa 1 km nordöstlich der Empfangsstelle (Norddeich Gonio DAQ) Die Peilfunkstelle Neuwerk erhielt das Rufzeichen DAG.
10. Januar: Die britische Wache verlässt die Sendefunkstelle in Norddeich
Mai: Abzug des British Officer Commanding (BOC) von der Empfangsfunkstelle Utlandshörn, der Sendefunkstelle Norddeich und dem Großrundfunksender Osterloog. Alle drei Funkstellen sind damit wieder in deutscher Hand.
22. November Norddeichradio arbeitet wieder. Ein Wetterbericht wird zu bestimmten Zeiten erst gesprochen und dann in Morsezeichen wiederholt
1947
Im Jahre 1947 endlich schien es, als ob Norddeich wieder Aufgaben erhalten sollte, die seiner Leistungsfähigkeit entsprachen. Im Sommer dieses Jahres veranlasste die BZRPO (Reichspostoberdirektion für die Britische Zone), Norddeich Radio für die Wiederaufnahme des Überseefunkdienstes mit den südamerikanischen Staaten herzurichten. Den Überseefunkdienst mit Nordamerika hatten inzwischen die Amerikaner im Raume Frankfurt/Main wieder aufgenommen.
Auf der Sendestelle Norddeich wurden zwei Rhomben und auf der Empfangsstelle ein Rhombus mit Richtung nach Südamerika errichtet. Fünf Großstations-Empfänger wurden in Utlandshörn aufgestellt.
Am 16. September 1947 begannen die ersten Versuchssendungen im Verkehr mit Argentinien und am 1. November 1947 begann Norddeich mit dem regelmäßigen Überseefunkverkehr, an dem zunächst Argentinien, Brasilien und Chile und später auch Venezuela und Peru teilnahmen. Der Telegrammverkehr war nicht sehr umfangreich und konnte ohne Schwierigkeiten bewältigt werden.
Doch schon ein knappes Jahr später, am 11. Oktober 1948, musste Norddeich diesen Dienst wieder abgeben; der Überseefunkverkehr wurde nach Lüchow/Elmshorn zurückverlegt.
Als Nachfolger der Reichspost wird die Deutsche Post gegründet
1948
18. Mai: Norddeichradio nimmt seine Tätigkeit als Küstenfunkstelle wieder auf, zunächst nur auf Kurzwelle.
11. Oktober: Der Überseefunkdienst wird von Norddeichradio an die Überseefunkstelle Lüchow übergeben.
Am 1. November 1948 wurde der Rundfunksender Osterloog vom Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) übernommen. Der Ballempfang in Utlandshörn wurde noch so lange fortgesetzt, bis der NWDR sich in der ehemaligen Peilfunkstelle auf Norderney eine eigene Ballempfangs-Funkstelle errichtet hatte.
Norddeichradio nimmt den Seefunkdienst auf Mittel- und Grenzwelle wieder auf.
1949
1.Juni: Norddeichradio verbreitet wieder Nautische Warnnachrichten auf Mittel- und Grenzwelle.
Funkärztliche (Medico-)Gespräche werden eingeführt.
August: Norddeichradio nimmt den einseitigen Telegrafiefunk wieder auf.
1950
15. Januar: Die Peilfunkstelle Norderney wird von der Insel nach Utlandshörn (Norddeich-Gonio/DAQ) verlegt.
Am 15. Juni nimmt Norddeichradio die Aussendung von Zeitsignalen des DHI Hamburg wieder auf.
Anfang Dezember nimmt Norddeichradio den täglichen Pressefunkdienst wieder auf.
25. Dezember: Seefunkgespräche über Norddeichradio werden zum ersten Mal in ein Hafenkonzert des NWDR Hamburg eingebunden.
In der Bundesrepublik wird aus "Deutsche Post" die "Deutsche Bundespost".
In der DDR gibt es bis zum 3. Oktober 1990 eine "Deutsche Post".
1951
Februar: Auf den Funkuhren werden zu den Sektoren für Funkstille auf 500khz zwei weitere Sektoren für die Funkstille auf Grenzwelle markiert. Jede Stunde um hh:00-hh:03 und hh:30-hh:33) ist nur Notverkehr erlaubt.
1952
1. Mai: Die Hauptfunkstelle Norddeich wird "Funkamt Norddeich Radio".
22. August: Norddeichradio übergibt die letzten Überseefunkdienste an Lüchow und wird wieder reine Küstenfunkstelle
1953
15. Februar: Das Peilnetz „Nordsee“ kann jetzt auf der Mittel- und der Grenzwelle Peilungen durchführen.
Am 23. März wird das Peilfunknetz auf U-Adcock-Anlagen umgestellt.
1.Mai: Um 02.00 MGZ wird die Frequenzumstellung im Grenzwellenbereich wirksam.
Neue Seenot- und Anruffrequenz wird 2182 kHz (bisher 1650 kHz).
Auch die Arbeitsfrequenzen für die Verbindung mit Norddeichradio sind neu: 2023/2614 kHz und 2481/1799 kHz.
Im Sommer werden auch die Kurzwellenfrequenzen geändert und die Langwelle 131 kHz in 125 kHz geändert.
14. Mai: Die Aussendung der Schiffspresse (CQ-Presse) des Bundespresseamtes durch Norddeichradio wird eingestellt.
1954
15. Februar: Als Ersatz wird die Schiffspresse des Hamburger Abendblatts im Auftrag des Verbandes deutscher Reeder eingeführt.
1955
Umbaumaßnahmen in Utlandshörn. Die Arbeitsplätze der Betriebszentrale/Empfangsfunkstelle werden provisorisch auf dem Dachboden untergebracht.
1956
1.November: Im Kurzwellentelegrafiefunkdienst von Norddeichradio werden die Rufzeichen DAN (1. Frequenzreihe), DAM (2. Frequenzreihe) und DAL (3. Frequenzreihe) verwendet.
Für die Funktelephonie gelten die Rufzeichen DAJ und DAK.
13. November: Norddeich Radio wird an das Telegramm-Wählnetz (Tgw) angeschlossen.
1957
1. Januar: Das Funkamt Norddeich ist mit Wirkung vom 31. Dezember 1956 aufgehoben worden. Die Küstenfunkstellen Kiel Radio und Norddeichradio, die Peilfunkstellen Norddeich Gonio und St. Peter-Ording Gonio, sowie die Dienststelle Funkdienstbeobachter (See) sind zusammen mit Elbe-Weser-Radio und Elbe-Weser-Gonio von heute an dem Funkamt Hamburg unterstellt. Alle Angelegenheiten des Küsten- und Peilfunkdienstes, die bisher durch die Oberpostdirektionen (OPDn) Bremen und Kiel bearbeitet wurden, werden künftig von der OPD Hamburg erledigt.
20. März: Norddeichradio nimmt die neue Telefunken-Rundstrahl-Antenne mit dem Spitznamen „Papst-Finger“ auf Turm III der Sendefunkstelle Norddeich in Betrieb.
Inbetriebnahme der neuen Empfangseinrichtungen und Überleitstellen für den Sprechfunkdienst auf Grenz- und Kurzwelle in den umgestalteten Räumen.
3. Mai: Norddeichradio feiert das 50-jährige Jubiläum.
21. September: Das Segelschulschiff (Viermastsegelschiff) PAMIR Rufzeichen DKEF sinkt westsüdwestlich der Azoren in einem Hurrican.
1958
1. Juni: Norddeichradio übernimmt den Telegramm- und Gesprächsverkehr, die Ausstrahlung der Sonderfunkdienste und den Peilfunkdienst von Elbe-Weser-Radio.
1.September: Aufnahme des UKW (Ultrakurzwelle) Sprechseefunkdienstes bei Norddeichradio. Sprechwege: Kanal 16 (Anruf und Sicherheit) und Kanal 26 (Arbeitssprechweg).
1959
1. März: Norddeichradio beendet Aussendungen auf der Langwelle (125 kHz). Das Zeitzeichen wird jetzt auf Grenz- und Kurzwelle abgestrahlt (2614 kHz und DAM-Frequenzen).
1. April: Norddeichradio übernimmt die Abrechnung des Nachrichtenverkehrs für alle Küstenfunkstellen der Bundesrepublik.
Im Dezember werden in der Empfangsfunkstelle Utlandshörn drei neue Arbeitsplätze für den KW-Sprechfunkdienst offiziell in Betrieb genommen. Der Leitstellen- und Fernschreibdienst ist jetzt in einem Anbau untergebracht.
1960
Norddeichradio bekommt einen fünften Sprechweg auf der Grenzwelle mit dem Frequenzpaar: 3161 und 2848 kHz.
Versuchsweise Inbetriebnahme einer fernbedienten Sichtpeilfunkanlage der Fa. Plath.
Vier 60m hohe Stahlgittermasten von 1906 werden bei der Sendefunkstelle Norddeich abgebaut.
1961
Juni: Offizielle Inbetriebnahme der fernbedienbaren Sichtfunkpeilanlage der Firma C. Plath durch das Peilfunknetz Nordsee.
Juni: Für den UKW- und den Richtfunk bekommt die Empfangsstelle Utlandshörn jetzt einen 60 m hohen Stahlmast.
November: Bei Norddeichradio wird der 4. Sprechweg Grenzwelle umgestellt. Die Frequenz 1918 kHz bekommt jetzt Kielradio, so dass der Sprechweg 4 jetzt 2541/1911 kHz lautet.
1962
25. Mai: In Dänemark wird bei Blaavand Radio/OXB eine Peilstelle errichtet, die beim Ausfall der britischen und evtl. der holländischen Peilstellen für die Seenotpeilung in der Deutsche Bucht mit Norddeich Gonio zusammenarbeiten soll.
Oktober: Erste Versuche bei Norddeichradio für den Sprechfunkverkehr im Einseitenband-Verfahren auf Kurzwelle.
1963
24. April: Der Selbstwählferndienst im Seefunksprechdienst wird bei Norddeichradio eingeführt.
November: Erste Versuche mit dem von Siemens entwickelten Mehrton-Selektivrufverfahren SSFC (Sequential Single Frequency Code) auf Kurzwelle.
1964
19. Mai: Bei Norddeich Radio wird die Dienststelle „Abrechnen und Buchen von Seefunkgebühren“ eingerichtet.
Durch neue Dienste, neue Anlagen und dem wachsenden Verkehr werden die alten Räume in der Sendefunkstelle Norddeich zu eng. Die Post kauft im Juni 1964 das 23 Hektar große Gelände und das Gebäude des ehemaligen Großrundfunksenders Osterloog vom Norddeutschen Rundfunk zurück. Zusätzlich werden 35 Hektar dazugekauft. Nach entsprechendem Ausbau werden die Aufgaben der Sendefunkstelle Norddeich nach und nach zur Sendefunkstelle Osterloog verlagert.
1966
Zuordnung von neun Sendern der Überseesendefunkstelle Elmshorn zum Seefunkdienst mit uneingeschränktem Zugriff durch Norddeich Radio.
1967
April: Erste Funkfernschreibversuche zwischen Norddeichradio und einer Seefunkstelle.
1. Mai: Norddeich Radio veranstaltet einen 'Tag der offenen Tür" bei der Sendefunkstelle Norddeich aus Anlaß des 60. Geburtstages mit fast 5000 Besuchern.
Juni: Wegen einer Blockade des Suezkanals in Folge des "Sechstagekrieges" zwischen Israel und Ägypten liegt im Großen Bittersee ein Konvoi von 14 Frachtschiffen fest. Darunter die Hamburger Schiffe "Münsterland" und Nordwind".
November: Bei Norddeichradio wird die Fernwirkanlage erweitert. Dadurch können verstärkt auch die Sender der Sendefunkstelle Sahlenburg (Elbe-Weser-Radio) durch Norddeichradio auf Grenz- und Kurzwellen-Frequenzen eingesetzt werden.
1970
Aufnahme des Selektivrufverfahrens für Seefunkstellen auf Mittel-, Grenz-, Kurzwelle und Ultrakurzwelle (UKW).
23. November: Die Sendefunkstelle (SFuSt) Norddeich stellt nach fast 64 Jahren (63 Jahre und 207 Tage) ihren Dienst für die Seefahrt ein. Die Küstenfunkstelle benutzt jetzt die Senderstandorte Osterloog und Elmshorn
1971
Einrichtung eines Funkfernschreibvermittlungsplatzes bei Norddeich Radio. Erste Erprobung des Sitor-Systems (SImplex Teletype Over Radio).
1972
Offizielle Aufnahme des Funkfernschreibdienstes bei Norddeich Radio.
1973
Juli: Norddeichradio nimmt am AMVER (Automatic Mutual Assistance Vessel Rescue System) der US-Coast Guard teil.
Bei der Sendefunkstelle Osterloog werden zwei logarithmisch-periodischen Richtantennen in Betrieb genommen.
August: Beginn der Bauarbeiten für den Erweiterungsbau der Empfangsfunkstelle in Utlandshörn.
1.September: Bundeskanzler Willy Brandt besucht Norddeichradio und richtet über Funk einen Gruß an die „Lieben Landsleute auf See“.
30. September: Letzte Funkpresse über die Sendestelle Norddeichradio.
1974
2. April: Bei der Sendefunkstelle Osterloog erfolgt die Abnahme und Inbetriebnahme der Drehsteuerung für die logarthmisch-periodischen Antennen 2 und 4. Am Ende des Monats erfolgt die Inbetriebnahme der ersten Diskone-Antenne.
1. Juni: Der Sammelanruf bei Norddeichradio wird jetzt einheitlich (stündlich h+45) auf UKW, GW und KW abgestrahlt.
Für Radiotelex werden zwei neue Vermittlungsplätze in Betrieb genommen.
18. September: Richtfest für den Erweiterungsbau der Empfangsfunkstelle Utlandshörn.
Oktober: Norddeichradio erhält zwei Diskone Antennen mit kegelförmiger Antennenverdrahtung, die schon im April in Betrieb genommen werden. Dazu kommt eine Richtantennenanordnung aus acht 26 m Masten. Jede dieser kreisförmig angeordneten Einzelantennen deckt einen Empfangswinkel von 45 Grad ab.
1975
14. Januar: Bei der alten Sendefunkstelle Norddeich wird der letzte 120-m-Turm abgebaut.
13. März: Die Speicherung von Telexnachrichten Land-See wird der Küstenfunkstelle Norddeichradio genehmigt.
6. Juni: Norddeichradio führt versuchsweise ein Direktanrufverfahren für Funk-Fernschreiben auf der Grenzwelle ein.
10. Juni: Bei Norddeichradio werden die neuen acht logarithmisch-periodischen Antennen in Betrieb genommen. Daneben sind in Utlandshörn die beiden Diskoneantennen und der 60 m Stahltum für UKW und Richtfunk markante Erkennungszeichen.
Die Richtantennen Dipol 8, 12 und 22 MHz Nord-Süd, sowie die Richtantenne für 8 MHz werden abgebaut.
1976
März: Versuchsweise wird eine Hörbereitschaft für den Funk-Fernschreib-Verkehr auf Kurzwelle eingeführt.
Juli: Ein neuer Sichtfunkpeiler (Plath SFP 5000) wird in Betrieb genommen.
Dezember: Beginn der Umrüstung der Empfangsarbeitsplätze mit neuen Telefunken Empfängern E 1506, welche die EK 70 ablösen sollen.
Dezember: Norddeichradio wickelt auf Kurzwelle Sprechseefunkdienst mit deutschen Seefunkstellen auf der Donau ab.
1976
9. Juli: Erste Funkverbindung Schiff-Land über geostationäre Satelliten. Die „Deep Sea Explorer" vor Madagaskar telefoniert über den MARISAT-Satelliten und die Küsten-Erde-Funkstelle (CES) Southbury/USA mit einem Telefonanschluss in den Vereinigten Staaten.
Dezember: Weltweit gibt es 34 Schiffe mit einem Satellitenterminal für die Kommunikation über die drei MARISAT /MARECS- Erdtrabanten.
1977
Januar: Seefunkdienst über Satelliten: Der MARISAT Seefunkdienst (Funkgespräche und Funktelexverbindungen) von und zu Schiffen im Atlantik und Pazifik ist von Deutschland aus möglich.
Die Kosten dafür sind aber noch hoch:
3 Minuten Telephonie je nach Tageszeit DM 124,20 oder 132,00 DM und 3 Minuten Funktelex ca. DM 75.-
2. Mai: Der Meldeplatz für die Anmeldung von Seefunkgesprächen Land-See wird (in Utlandshörn) in Betrieb genommen. Norddeichradio ist unter der kostenlosen Rufnummer 01211 zu erreichen.
Die Küstenfunkstelle Norddeich Radio gibt es jetzt seit 70 Jahren!
1. Juni: Neues Anrufverfahren im Telegraphie-Seefunkdienst auf der Kurzwelle, die Anrufbereiche werden durch Anruffrequenzen ersetzt.
15. Dezember: Norddeichradio führt die offizielle Hörbereitschaft für den Funk-Fernschreibdienst auf der Grenzwelle ein.
1978
1. Januar: Umstellung des Kurzwellen Sprechseefunkdienstes auf Einseitenbandbetrieb bei Küsten- und Seefunkstellen.
1. August: Durch Zusammenlegung des Funkamts und des Telegrafenamts Hamburg zum Fernmeldeamt (FA) 6 Hamburg, ist Norddeichradio jetzt dem FA 6 Hamburg unterstellt.
Dezember: Der deutsche Frachter München Rufzeichen DEAT wird im Nordatlantik vermisst. Trotz einer internationalen Suchaktion kann der Verbleib des Schiffes nicht eindeutig geklärt werden.
18. Dezember: Norddeichradio erprobt eine neue Fächerantenne bei der Sendefunkstelle Osterloog.
Weltweit gibt es am Ende des Jahres 168 Schiffe mit einer Satelliten-Kommunikations-Anlage.
1981
24. Februar: Die Georg-von-Neumayer-Station (deutsche Forschungsstation in der Antarktis) wird in Betrieb genommen. Der Funkverkehr wird auch über Norddeichradio abgewickelt.
16. November: Inbetriebnahme des neuen Anbaus des Betriebsgebäudes in Utlandshörn mit neuer Technik und neuen Arbeitsplätzen.
1982
Aus MARISAT wird INMARSAT (International Maritime Satellite Organization).
Aus dem Netz der Deutschen Bundespost können Telexverbindungen zu Schiffen "über INMARSAT" direkt hergestellt werden.
Lt. INMARSAT haben im November 1480 Schiffe eine Satellitenausrüstung.
Norddeichradio stellt handvermittelte Telefonverbindungen über Inmarsat her. Wenn der Landteilnehmer am Meldeplatz anruft, kann die Verbindung direkt zu einem "Telefonieplatz" durchgestellt werden. Hier wird dann die Verbindung zum Schiff per Direktwahl hergestellt.
Einführung des Anrufverfahrens auf Arbeitskanälen im UKW-Sprechfunkdienst bei Norddeichradio.
Norddeichradio feiert 75jähriges Bestehen:
1. Mai: 75Jahre Küstenfunkstelle Norddeichradio
1. Juni: 75Jahre öffentlicher Seefunkdienst über Norddeichradio.
"Tag der Offenen Tür" in Utlandshörn
1985
Norddeich Radio übernimmt von Elbe-Weser Radio die Überwachung der Frequenzen 2182 und 500 kHz, die Plätze werden von Norddeichradio fernbedient.
1988
Aus dem Netz der Deutschen Bundespost sind Satellitengespräche per Selbstwahl über die Küsten-Erde-Funkstellen Goonhilly(GB) für Atlantik, Santa Paula(USA) für Pazifik und Eik(Norwegen) für Indischen Ozean, möglich.
Weltweit haben ca. 7000 Schiffe eine Satellitenanlage an Bord.
1989
20. Mai 1989: In der Bundesrepublik wird das Telegrammdienstsystem (TDS) eingeführt.
Die "Landtelegrafie" in Utlandshörn wird zur Zentralen Telegrammbetriebsstelle (ZTBSt). Die Arbeitsplätze (Terminals/Drucker) sind mit dem Zentral-Rechner in Frankfurt am Main verbunden.
Die Deutschen Bundespost wird im Zuge der Ersten Postreform in die drei sog. „öffentliche Unternehmen“ aufgeteilt:
Deutsche Bundespost Postbank
Deutsche Bundespost Postdienst
Deutsche Bundespost Telekom
Somit gehört Norddeichradio jetzt zur Deutschen Bundespost Telekom.
1989
9. November 1989: Die Öffnung der Berliner Mauer leitet die Deutsche Wiedervereinigung ein.
1991
Norddeichradio übernimmt die Kurzwellentelefonie von Rügenradio.
1993
Das FA (Fernmeldeamt) 1 Hamburg wird aus den FA 1 Hamburg und FA 6 Hamburg neu gebildet. Norddeichradio gehört jetzt zum FA 1 Hamburg.
1994
Norddeichradio beendet die Aussendung nautischer Warnnachrichten, Wettermeldungen und den öffentlichen Funkverkehr auf Mittelwelle (511,5khz). Die Seenotfrequenz 500 kHz wird weiter beobachtet.
Im Zuge der Zweiten Postreform werden die Geschäftsbereiche der Deutschen Bundespost privatisiert.
Es entstehen:
Deutsche Post AG aus dem Bereich Deutsche Bundespost Postdienst (gelbe Post)
Deutsche Postbank AG aus dem Bereich Deutsche Bundespost Postbank (blaue Post)
Deutsche Telekom AG aus dem Bereich Deutsche Bundespost Telekom (graue Post)
Somit ist Norddeichradio jetzt eine Küstenfunkstelle der Firma Deutsche Telekom AG.
1995
Am 31. Dezember um Mitternacht beendet
Norddeichradio/DAN den Mittelwellen-Morsefunk.
Die Hörbereitschaft für den SAR-Bereich wird durch Blaavandradio/OXB wahrgenommen.
1996
30.September: Um 18.00 UTC letzte Aussendung in Morsetelegrafie von Norddeichradio.
Am gleichen Tage wird der Funktelexbetrieb auf Kurz- und Grenzwelle eingestellt.
30. November: Bei Norddeichradio wird der Kurzwellen-Telefonie-Funk-Dienst eingestellt.
21. Dezember: Norddeichradio schließt die Grenzwellen-Telephonie.
Damit hat die Küstenfunkstelle bis auf UKW (mit der Fernbedienung von Elbe-Weser- und Rügen-Radio mit den angeschlossenen Stationen) alle anderen Dienste für den Seefunk aufgegeben.
1997
25. Januar: Die Küstenfunkstelle Rügen Radio wird geschlossen.
Der UKW-Seefunk wird von Norddeichradio übernommen.
September: Bei Norddeichradio wird mit der Einstellung des SITOR-Funktelex-Verkehrs der letzte noch in Betrieb befindliche Sender abgeschaltet.
1998
Dezember: Das MRCC Bremen übernimmt die UKW-Anrufkanäle 16 (analog) und 70 (digital).
Am 31. Dezember stellt die Deutsche Telekom AG den von Norddeichradio für die Nord- und Ostsee fernbedienten UKW-Seefunkdienst ein. Ab Mitternacht sind alle Dienste bei Norddeich Radio beendet.
Die Küstenfunkstelle Norddeich Radio ist ab sofort Vergangenheit.