Abertausende mutiger Seefahrer machten sich in der Vergangenheit auf, Ozeane zu überqueren. Und immer wenn sie die Küste hinter sich ließen, umfing sie ein banges Gefühl der Einsamkeit. Es gab keine Nachrichtenverbindung zum Land - was blieb, war die Hoffnung auf eine glückhafte Reise und eine Wiederkehr nach langem Schweigen.

Der Wunsch mit einem Schiff in den unendlichen Weiten der Meere in Verbindung zu bleiben oder sich mit anderen Schiffen über größere Entfernungen zu verständigen, beherrschte die Seefahrer und die an Land Gebliebenen gleichermaßen. Während im Schiffbau eine stetige Entwicklung stattfand, blieben die Kommunikationsmittel und -verfahren in der Seefahrt auf einem fast mittelalterlichen Stand und beschränkten sich auf Flaggen-, Böller- oder Lichtsignale, die nur auf kurze Distanzen wirkten. Erst mit dem Einsatz der drahtlosen Telegraphie auf See gelang es endlich, eine internationale Ordnung zu schaffen. Die Fortentwicklung der Funktechnik, die vorrangig in den Dienst der Sicherheit des menschlichen Lebens auf See gestellt wurde, führte zu dem weltweit größten Seenotfunksystem auf der Frequenz 500kHz, das erst 1999 durch das satellitengestützte GMDSS endgültig ersetzt wurde.

Zur Geschichte der Kommunikation auf See
Das Ende der Einsamkeit


Autor und ehem. Teammitglied von Norddeich Radio: Detlef Hechtel
Verlag CONVENT Hamburg ISBN 978-3-934613-90-4

Weitere Veröffentlichungen des Autors:

Seeweg Nordatlantik Die Lebensader zweier Kontinente
OCEANUM Verlag ISBN 978-3-86927-433-1
Signale der Seefahrt Der lange Weg zum internationalen Flaggencode
OCEANUM Verlag ISBN 978-3-86927-423-2


Historie der Küstenfunkstelle Norddeich Radio

Im Neunzehnten Jahrhundert führten einige Entdeckungen zur Möglichkeit der "drahtlosen Telegrafie". Dies ermöglichte schliesslich auch die Kommunikation mit Schiffen auf See.                               

Samuel F. B. Morse baute 1833 den ersten elektromagnetischen Schreibtelegrafen. Sein Mitarbeiter Alfred Lewis Vail entwickelte ab 1838 den ersten "Morse-Code", der im Jahre 1848 durch Friedrich Clemens Gerke noch einmal verbessert wurde. Der Morse-Code wurde ständig angepasst, so dass heutzutage sogar das at-zeichen (@) übermittelt werden kann.

1888
Heinrich Hertz gelingt ein Experiment zur Übertragung elektromagnetischer Wellen. (Die Bezeichnung Hertz(Hz) gilt auch heute noch als Maßeinheit für die Frequenzangabe.

1890
Eduard Branly gelingt es, elektromagnetische Wellen in elektrische Impulse umzuwandeln (Empfänger).

1895
Alexander S. Popow gelingen Versuche zum Empfang elektrischer Schwingungen auf Entfernungen (Antenne).

1897
Der Italiener Guglielmo Marconi macht Versuche mit der drahtlosen Telegrafie vor der englischen Kanalküste. Die beiden deutschen Elektrotechniker Adolf Slaby und sein Assistent Georg Graf von Arco nehmen ebenfalls daran teil.

Adolf Slaby und sein Assistent Georg Graf von Arco (AEG) sowie Ferdinand Braun (Siemens & Halske) treiben die drahtlose Telegrafie in Deutschland voran.

1899
Guglielmo Marconi gelingt erste drahtlose Verbindung über den Ärmelkanal.

1900 borkum leuchtturm1900
Am 15. Mai 1900 geht die Küstenfunkstelle Borkum in Betrieb.

Auf Initiative des Norddeutschen Lloyd werden der elektrische Leuchtturm auf Borkum und das Feuerschiff Borkumriff mit einer Marconi-Anlage zur drahtlosen Telegrafie ausgestattet. Borkumriff meldet drahtlos die ankommenden Lloyd-Schiffe. Diese Information wird von Borkum aus per Draht nach Bremerhaven weitertelegrafiert.

1901
Guglielmo Marconi gelingt erste Übertragung eines Signals (Buchstabe S des Morse-Alphabets) über den Atlantik.

1903
Der Funkspruch einer Slaby-Station wird von einer Marconi-Station abgelehnt, weil der Konzessionsvertrag es verbietet. Siemens & Halske sowie AEG gründen daraufhin als Gemeinschaftsunternehmen die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System (Telefunken).

1905
Auf 13 deutschen Handelsschiffen sind bereits Telefunken-Anlagen in Betrieb. Die Marconi-Station auf Borkum lehnt es aber weiterhin ab, Funkverkehr mit Telefunken-Anlagen abzuwickeln.

Ein Text des deutschen Kaisers "Wilhelm II", von Bord des HAPAG-Dampfers "Hamburg", wird ebenfalls, wegen der Telefunken-Anlage, abgelehnt. Das führt zur Anweisung des Kaisers an das Reichspostamt, sofort deutsche Küstenfunkstellen zu errichten.

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